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"Autobahngold" - Erkennung durch elektronisches bzw. chemisches Testen:

Elektronisches Testen

Durch die dünne Echtgold-Auflage versagt bedauerlicherweise ein einfacher Leitwerttest mit billigen elektronischen Messfühlern, diese zeigen dann fälschlicherweise tatsächlich Gold an - über die Auflagenstärke des Goldes - also den Goldanteil (Feingehalt) am Gesamtgewicht - kann mit derartigen Messgeräten allerdings kein Rückschluss gezogen werden. Selbst einige (schlecht ausgebildete bzw. nicht für Edelmetallprüfungen zugelassene) Juweliere "vermessen" sich hierbei und bestätigen irrtümlich Echtheit, wo keine ist. 

Uns wurde schon eine "Echtheits-Expertise" von einem Optiker vorgelegt - dieser irrte sich (natürlich) in seiner Beurteilung und er bescheinigte einem Autobahngold-Schmuckband fälschlicherweise Echtheit. Er sollte besser bei seinen Brillen bleiben...

 

Chemisches Testen

Nur eine Prüfung mittels Abrieb- und Säuretest kann zweifelsfrei beweisen, ob es sich bei dem geprüften Schmuckstück wirklich um das handelt, was auf dem Stempel zu lesen ist. Hierzu werden von dem Prüfstück nebeneinander ca. 3-5  Abstriche auf eine Prüfplatte gerieben, um trotz einer evtl. bestehenden, den Test verfälschenden Oberflächenvergoldung tatsächlich auch Proben vom eigentlich tragenden Metall zu gewinnen (am Prüfling entstehen dabei keine sichtbaren Veränderungen oder gar Beschädigungen, so gering ist der Abrieb). Diese Abriebstreifen werden nacheinander an verschiedenen Stellen mit unterschiedlich konzentrierten Säuren bestrichen. Sobald der Abrieb-Strich an der bestrichenen Stelle verschwindet, also sich auflöst, "greift" die benutzte Säure und die Legierung bzw. der Feingehalt kann am Etikett des verwendeten Säurefläschchens abgelesen werden. Das am höchsten konzentrierte Fläschchen, welches das so genannte Königswasser enthält, beinhaltet 1/4 konzentrierte Salpetersäure und 3/4 konzentrierte Salzsäure. Feingold, also zu 999/1000 reines Gold widersteht allen anderen Säuren, nur das Königswasser und einige wenige andere vermögen es zu lösen.

Auch vor, von Laien abgegebenen Expertisen und deren selbst geprüften Schmuckstücken können wir nur abraten. Unlängst erhielten wir eine Mail eines von uns angeschriebenen Anbieters der  ein Autobahngold-Schmuckstücks anbot, mit folgendem Inhalt: "Das Band ist echt, habe es selbst mit Königswasser geprüft" - Äh, ja? Und das Ergebnis... Gold löst sich wie jedes andere Metall in Königswasser. Doch was ist damit bewiesen? Gold prüft man mit verschieden konzentrierten Säuren - NICHT mit Königswasser alleine! Das Königswasser dient in erster Linie dem Reinigen des Prüfsteines nach dem Gebrauch.

Ein Säure-Prüfset kann bei Goldschmiede-Zulieferern bezogen werden. Allerdings muss dieser beim Verkauf streng die Einhaltung der Chemikalien Verbotsverordnung (ChemVerbotsV) einhalten und überwachen. Hierdurch ist es nicht jeder Privatperson möglich, auf legalem Weg an derartige Säuren zu kommen. Vereinzelt werden solche gefährlichen Säuren allerdings auch auf diversen Web-Auktions-Plattformen angeboten, ohne, dass dabei die Einhaltung der ChemVerbotsV überprüft wird.

 

Eine einmalige Säure-Prüfung kann man allerdings in fast jeder Goldschmiede oder bei Juwelieren kostenlos oder für kleines Geld durchführen lassen.

Wobei wir bei Wahlmöglichkeit stets einen Goldschmied dem Juwelier vorziehen würden. Denn noch immer ist die Berufsbezeichnung "Goldschmied" ein ordentlicher Lehrberuf, welcher somit eine qualitativ zuverlässige Prüfung Ihres Schmucks garantiert. Nichts gegen Juweliere, es mögen sich sicherlich auch viele echte Fachkenner darunter befinden, aber in der BRD darf sich nun mal ein jeder "Juwelier" nennen - ganz ohne Fertigkeitsnachweise oder sonstige Prüfungen. Uns passiert es daher immer wieder, dass Juweliere vorgelegte Autobahngold-Pretiosen fälschlicherweise als "Echtgold" beurteilen (dies oft nur aufgrund von Betrachtungen des Corpus Delicti), ohne sich über evtl. Konsequenzen die sich aus solchen Feststellungen und (unverbindlichen) Zusagen für den Besitzer ergeben können, Gedanken zu machen.

Wir würden daher für den Fall einer anstehenden Echtheitsprüfung generell zu einem Goldschmied gehen, welcher sein Ladengeschäft auch nicht unbedingt in der teuersten Einkaufsstrasse der Stadt hat, sondern eher zu einem mit einem etwas abgelegenen Geschäft. Denn je weiter ein Goldschmied vom Stadtzentrum entfernt ansässig ist, desto günstiger sind i.d.R. dessen Preise für Edelmetallprüfungen mittels Prüfsäuren.

Als marktüblichen Preis für einen einfachen Säuretest erachten wir für eine derartige Prüfung zwischen Euro 0.-- und Euro 5.-- pro Prüfstück. Wobei wir mit dieser Angabe sicherlich weder zulässige Preisspannen festnageln wollen, noch die Goldschmiede verurteilen, welche eine derartige Untersuchung nicht als Kundenbindung und -service betrachten und den Säuretest kostenlos durchführen. Da ein solcher Test aber i.d.R. nicht länger als 5 Minuten dauert, würden wir nur in Notfällen wesentlich mehr bezahlen.

Vor dem Prüfauftrag sollten Sie aber auf alle Fälle nach einem schriftlich ausgehändigten Prüfungsergebnis fragen. Verweigert der, mit der Untersuchung Beauftragte dies aus versicherungstechnischen Haftungsgründen, würden wir uns nach einem anderen Prüfer umsehen. Denn mit einem beigefügten schriftlichen Echtheitsbefund können Sie beim Verkauf auf einen höheren Erlös setzen.

Die Differenz zwischen dem Verkauf ohne und mit schriftlichen Prüfungsergebnis wiegt übrigens nach unseren Erfahrungen die verauslagten Kosten für die Prüfung des zu veräussernden Schmuckstücks leicht auf.


Vorgehen beim chemischen Goldtest mittels Prüfstein und verschieden konzentrierten Säuren

Beim Ankauf von alten Goldwaren ist die Probe des ungefähren Goldgehaltes empfehlenswert, sofern nicht eine echte Punzierung genügende Garantie für den angegebenen Goldgehalt verbürgt.
Vorbereitung der Strichprobe
Der Gegenstand wird an einer weniger sichtbaren Stelle etwas abgefeilt; nun lässt sich schon erkennen, ob Dublee vorliegt. Jetzt zieht man mit dieser Stelle drei kräftige Striche auf dem Probierstein, jeden für eine spezielle Probiersäure (für 8, 14, 18 und 21 Karat).


Die Reaktion (Beispiele):

  • Verschwinden alle vier Striche, dann liegt unedles Metall oder eine Legierung vor, die weniger als 333 Teile Feingold enthält.

  • Bleiben alle vier Striche stehen, so handelt es sich um eine Legierung von mindestens 916 fein (= Feingold).

  • Verschwinden die beiden Striche, welche mit der "21er" und der "18er Säure" bestrichen wurde und bleiben aber die 333er und 585er Striche sichtbar, dann hat die Legierung mindestens 585 Feingehalt aber weniger als 750.

  • Bleibt jedoch nur der eine mit "8er Säure" behandelte Strich sichtbar und lösen sich die übrigen Striche auf, dann hat die Legierung den Feingehalt von mindestens 333 aber weniger als 585.

Ergebnisse:

Hieraus ergeben sich folgende Ergebnisse aus der Prüfung:

Säure 333    (8K)

Säure 585 (14K)

Säure 750 (18K)

Säure 916 (21K)

Königswasser

Ergebnis

Strich löst sich auf

Strich löst sich auf

Strich löst sich auf

Strich löst sich auf

Strich löst sich auf

min. 0/1000 -  max. 332/1000 (meist Fälschung)

Strich bleibt stehen

Strich löst sich auf

Strich löst sich auf

Strich löst sich auf

Strich löst sich auf

min. 333/1000 max. 584/1000

Strich bleibt stehen

Strich bleibt stehen

Strich löst sich auf

Strich löst sich auf

Strich löst sich auf

min. 585/1000 max. 749/1000

Strich bleibt stehen

Strich bleibt stehen

Strich bleibt stehen

Strich löst sich auf

Strich löst sich auf

min. 750/1000 max. 915/1000

Strich bleibt stehen

Strich bleibt stehen

Strich bleibt stehen

Strich bleibt stehen

Strich löst sich auf

min. 916/1000 max. 999/1000

 

Genauigkeit der Reaktion

Ganz genau lässt sich mit der Strichprobe ein Feingehalt nicht ermitteln. Die Genauigkeit der Prüfung hängt auch vom Alter und der Lagerung der benutzten Säuren ab. Diese können überaltern und verlieren hierdurch ihre Einstufungsfähigkeit. Auch, wenn die benutzten Säuren z.B. andauerndem Tageslicht ausgesetzt werden, verlieren diese ihre Genauigkeit.

Deshalb wird beim Ankauf von Altgold immer ein etwas niedrigerer Feingehalt angenommen, zumal ja auch Lötstellen unterkarätig sein können.

 

Die Reinigung des Probiersteines

Nach der Probe soll der Probierstein mit Wasser und einem Lappen gesäubert werden. Bleiben noch Striche zurück, so lässt sich mit Königswasser und einem alten Lappen der Probierstein reinigen; denn Königswasser (drei Teile konzentrierte Salzsäure und ein Teil konzentrierte Salpetersäure) ist eine der wenigen Säuren, die Gold aufzulösen vermag.

 

Die hier beschriebene Säuretestmethode wird i.A. für "normalen" Schmuck und ähnliche Gegenstände verwendet. Bei wesentlich teureren Schmuckstücken oder musealen Gegenständen kann auf die absolut beschädigungsfreie Untersuchung mittels Radiofluoreszenzanalyse zurückgreifen (siehe http://als.8ung.at). Diese Methode ist aber nicht gerade billig...

 

O Sohn des Seins! Sei nicht beschäftigt mit dieser Welt, denn im Feuer prüfen wir das Gold und mit Gold prüfen wir unsere Diener. (arab. Sprichwort)


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