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"Autobahngold" - Was ist Autobahngold: |
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Auf diesen Seiten geht es NICHT um das Gewächs: "Schmalblättrige Greiskraut (Senecio inaequidens)", welches umgangssprächlich als "Autobahngold" bezeichnet wird (Randinfo: Greiskraut ist eigentlich in Südafrika beheimatet. Seit Mitte der 1970er Jahre lässt sich die stark blühende Pflanze dank ihrer "Nehmerqualitäten" und Robustheit im Sommer und Herbst aber auch auf den Mittelstreifen deutscher Autobahnen lokalisieren - hiervon hat sie auch ihren Kosenamen. Stellenweise verbreitet sich diese Pflanze sogar wie Unkraut).
Bei dem "Autobahngold" mit welchem sich diese Seiten befassen, geht es vielmehr - gänzlichst unbotanisch - um Falschgold, also gestempelten, aber unechten Schmuck, mit welchem in den späten 50er bis in die 70er Jahre hinein und in jüngster Zeit sogar wieder vermehrt hauptsächlich auf den Autobahnraststätten Italiens, auf deutschen Autobahnparkplätzen und -Raststätten aber auch auf den Hauptverbindungsstrassen in anderen, touristisch stark frequentierten Ländern, überwiegend deutsche Urlauber (leichtgläubiger als andere?), aber auch Touristen anderer Nationalitäten, abgezockt und betrogen werden. Von dieser Herkunft stammt auch der Name Autobahngold. Auch an gut besuchten Stränden, Bahnhöfen, kurz überall wo grosse Massen Touristen, (die für Betrugszwecke idealerweise unter Zeitdruck stehen) anzutreffen sind, werden diese Falschgold-Schmuckstücke angeboten. Diese vergoldeten Plagiate werden den Touristen meist von einem Einheimischen unter einer phantasiereichen Schilderung einer finanziellen Notlage zum Kauf angeboten. Es handelt sich hierbei aber, wie auf den folgenden Seiten leicht nachvollziehbar beschrieben und bewiesen ist, lediglich um minderwertigen Mode-Schmuck, der in unzulässiger Weise mit einem Goldstempel versehen ist. Zwar schön anzusehen, aber eben leider nur aus dem mit einer dünnen Goldschicht überzogenen, unedlem Metall Tombak, reinstes Falschgold. Zum Teil wurden diese Fälschungen auch in grösseren Stückzahlen nach Deutschland verbracht und hier in Restaurants, Bahnhöfen, Autobahnparkplätzen und -Raststätten, auf Pannenstreifen usw. auf die oben beschriebene Weise von zumeist ausländischen (rumänischen) Betrügern an den Mann gebracht.
Die Maschen der Betrüger:
Das beliebte Pannen-Theaterstück: Stellen Sie sich vor, sie fahren gemütlich in Ihrem PKW des Weges und sehen einen Wagen mit eingeschalteter Warnblinkanlage und wild gestikulierenden Personen daneben am Strassenrand stehen. Natürlich wird Ihr Mitleid geweckt und Sie halten an, um zu sehen, was passiert ist. Was aber, wenn die Person, die an Ihr Fenster herantritt, vorgibt, das Benzin sei ausgegangen, der Wagen sei liegengeblieben oder sonst eine glaubwürdige Geschichte auftischt? Natürlich kommt das alle Tage vor und ist absolut glaubhaft. Wenn die Person Ihnen nun aber erzählt, ihr sei alles Geld abhanden gekommen und sie sollen ihr doch bitte mit etwas Geld aus der Bredouille helfen und Sie würden das Geld natürlich auf alle Fälle wiederbekommen. Zum Beweis übergibt die Person Ihnen eine Visitenkarte und bietet dazu ein bis mehrere Schmuckstücke in Form von Ringen, Halsketten und Armbändern als Sicherheit für das Darlehen an, welche die Person bislang getragen hat? Natürlich wird die Person umgehend den verpfändeten Schmuck bei Ihnen auslösen, ist der Schmuck doch ungleich mehr wert, als das dafür ausgeliehene Geld. Ein paar unserer Mitmenschen könnten nun auf wohl auf dumme Gedanken kommen. Was sind schon Euro 20.-- - 100.-- für ein so herrliches Schmuckstück. Vielleicht muss man den, gegen die Aushändigung einer Summe Geldes erhaltenen Schmuck ja gar nicht unbedingt zurückzugeben... Die meisten Anderen sind aber tatsächlich so mitfühlend und glauben an das Gute in den Mitmenschen, dass sie auf das Angebot eingehen. Der Helfer übergibt also dem liegengebliebenen Fahrer ein paar Geldscheine, damit dieser seine Fahrt fortsetzen kann. Letzterer überreicht dafür den Schmuck mitsamt seiner Visitenkarte und verspricht, das Geld schnellstmöglich wieder zurück zu geben und damit den Schmuck auszulösen. Was in beiden denkbaren Szenarien aber gleich bleibt, ist die Tatsache, dass sich nie jemand bei dem Helfer melden wird, um den Schmuck zurück zu fordern. Stellt es sich schliesslich bei der ggf. folgenden Echtheitsprüfung des verpfändeten Schmucks heraus, dass es sich nur um wertlosen, aber mit Feingehaltsstempeln versehenen - und damit weit überteuert "bezahlten" - Modeschmuck, eben Falschgold, handelt. Fazit: Der Pannenhelfer ist eine Erfahrung reicher und ein paar Euros ärmer - und der Betrüger hat wieder ein argloses Opfer geschröpft. Anm. d. Autoren. Diese Art der Abzocke erfreut sich im ganzen Bundesgebiet übrigens grösster Beliebtheit und garantiert fortwährenden durchschlagendem Erfolg - schauen Sie einfach mal bei Google rein.
Die Mitleidsmasche: Die Verkaufsmasche ist meist dieselbe; ein Fremder tritt an das Opfer in spe heran und schildert diesem wortreich eine bedauerliche finanzielle Situation, in welcher ersterer sich angeblich befände. Auf den Autobahnraststätten wird hier oft praktischerweise die Begründung eines plötzlichen Fahrzeugdefektes genannt, den es teuer zu reparieren gelte - oder es ist ein leerer Tank, der mangels Bargeld nicht aufgefüllt werden könne. Bei Verkäufen derartiger Schmuckstücke in Inland ist dagegen häufig ein überraschend verstorbener Familienangehöriger für viel benötigtes Geld ins Heimatland zurückzubringen. Immer identisch folgt dann aber das "einmalige" Angebot: Der Fremde zieht sogleich ein "wunderbares Schmuckstück", meist ein recht schweres Armband in sog. Teppichmuster-Form (in jüngerer Zeit sind allerdings Ketten und Ringe die bevorzugte Wahl der Betrüger) aus der Tasche und erklärt, dass er sich aufgrund der unerwartet aufgetretenen Probleme leider von diesem lang gehüteten Familienschatz trennen müsse. Er erklärt weiter, dass das Schmuckstück einen reinen Goldwert von über Euro 1000.-- (früher DM 2000.--) habe und dass er bereit sei, aufgrund des Zeitdrucks und weil der von ihm Angesprochenen ja auf Anhieb so sympathisch und vertrauenswürdig (Umschreibung für "leichtgläubig" ;-) erscheine, diesem das Schmuckstück für einen Spottpreis (meist ca. Euro 50 - 300.--, je nach eingeschätzter Vermögenssituation des Opfers) zu überlassen. Fällt das Opfer auf dieses Angebot herein und bezahlt das Verlangte, überlässt ihm der Betrüger die Pretiose, kassiert das Geld und verabschiedet sich unter dem Beklagen des immensen erlittenen Verlustes tieftraurig um bei dem Opfer den Eindruck zu erwecken, dass letzterer tatsächlich soeben das Schnäppchen seines Lebens gemacht habe. So kommt der eben Betrogene vorerst meist gar nicht auf die Idee, das Schmuckstück auf Echtheit prüfen zu lassen. Trägt der Schmuck ja überdies sogar als Echtheitsbeweis einen Stempel mit dem Schriftzug "18ct - 0,750" oder einen ähnlichen Stempel, welcher den angeblichen Feingehalt bezeugen soll. Und am Ende ist es wertloses Falschgold. In jüngster Zeit verwenden rumänische Banden neue Tricks auf deutschen Autobahnen, um Uninformierten deren Geld mit gefälschten schweren Ringen und wertig aussehenden Halsketten abzunehmen - und somit ungewollt den Namen der Bezeichnung "Autobahngold" für Falschgold-Schmuck erneut zu bestätigen.
Die Finderlohn-Abzocke: Eine andere relativ unbekannte Masche von den Betrügern ist, auf Veranstaltungen wie Flohmärkten, Events oder auf Supermarktparkplätzen sich neben dem anvisierten Opfer plötzlich zu bücken, diesem einen angeblich soeben gefundenen Ring zu präsentieren und zu fragen, ob diese Person den "gefundenen" Ring verloren habe. Verneint die angesprochene Person diese Frage, erklärt ihm der Betrüger, dass der "Finder" das Schmuckstück nicht haben wolle und drückt dem Opfer die Pretiose in die Hand. Dann wendet sich der Betrüger ab und entfernt sich ein paar Schritte, dreht dann aber wieder um und verlangt von dem Opfer, dass er an dem Finderlohn beteiligt werden wolle und verweist auf seine arme Familie. Den Ring möcht er aber nicht mehr zurück und der Gang zum Fundbüro wäre ihm angeblich zu umständlich. So soll Druck auf das Opfer aufgebaut werden, den Betrüger mit einer relativ geringe Summe (i.d.R. Euro 20.-- bis 50.--) abzufinden und diesen endlich loszuwerden. Müssig, zu erwähnen, dass es sich auch hier um Falschgold handelt.
Diese Auflistung ist natürlich nur eine grob umrissene Aufzählung der beliebtesten Betrugsmaschen. Seien Sie aber versichert, den Betrügern fallen immer wieder neue Ideen ein, um arglose Menschen aufs Glatteis zu führen und diese um deren Geld zu betrügen.
Da die geschilderten Vergehen i.d.R. nur schwer als Betrug nach §263 StGB nachzuweisen sind und das Anbieten von solchem gepunztem Modeschmuck in der BRD anders als in vielen Nachbarländern wenn überhaupt, dann nur als einfache Ordnungswidrigkeit nach §9 FeinGehG abgehandelt wird, der Besitz von illegal gepunztem Schmuck im ganzen Bundesgebiet sogar erlaubt ist, kann unsere Polizei faktisch nichts machen, wenn diese einen rumänischen PKW voll mit solchen "Pretiosen" anhält und muss diesen weiterfahren lassen, ohne den Schmuck konfiszieren zu dürfen. Denn in Deutschland darf solcher Schmuck nur konfisziert werden, wenn geplanter oder bereits vollzogener Betrug mit diesem Falschgold nachweisbar ist. Dies in unserem Staat, in dem jeder Sch§$%% bis ins letzte Schräubchen geregelt und in Gesetze gekleidet ist. Es ist einfach zum heulen, wie unsere Politik hier regungslos zusieht und die Hände in den Schoss faltet! In vielen Nachbarländern kann falsch gepunzter Schmuck eingezogen und eine Strafermittlung aufgrund der einfachen Tatsache eingeleitet werden, dass Echtgoldstempel nichts auf unedlem Schmuck zu suchen hat und dies eben einen Straftatbestand darstellt. Daher verlegen diese Betrüger deren "Tätigkeiten" ja so gerne auf den Bereich der BRD...
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Die Ernüchterung bleibt oft gänzlich aus und das Opfer ist sein Leben lang überzeugt, einen wahren Schatz sein Eigen zu nennen, vererbt diesen u.U. sogar als "Echt" an seine Nachkommen und das "gute Stück" verbleibt wohlbehütet als "Notgroschen" im Familienbesitz. Wenn derartige Schmuckstücke aber, selbst im besten Glauben an die vermeintliche Echtheit, weitergegeben werden, kann sich dies schnell zum teuren Nachteil des Anbieters/Verkäufers entwickeln. Denn das Anbieten und Verkaufen derartiger Schmuckstücke ist unter Strafe verboten.
Einige Fälschungen dieser Art (oft sog. Teppicharmbänder) sind zum Teil leicht und eindeutig am Stempel erkennbar. Denn bei vielen dieser Plagiate wurde trotz verschiedenster, oft sogar sehr aufwendiger Band-Designs anstelle des vorgeschriebenen Goldstempels für Schmuckstücke (zulässig ist lediglich die Feingehaltsangabe in ganzen Tausendstel, evtl. auch in Verbindung mit einer Meisterpunze aber ohne jegliche sonstige Zusätze) hauptsächlich ein Stempel verwendet, welcher allerdings nur für echtgoldene Uhrgehäuse und nicht für Schmuckstücke verwendet wird (z.B. übereinanderstehende "18k" oder "18ct" und "0,750" in einer Umrandung - siehe gefälschte Stempel ). Keinem Echtgold verarbeitenden Juwelier oder Goldschmied würde der Fauxpas unterlaufen, dass er eines seiner hergestellten Stücke mit dem falschen Stempel versieht - derartiges passiert nur uninformierten Fälschern. Gefälschte, schwere Siegelringe sind an deren Formen und Strukturen sowie derer, trotz unterschiedlichster Designs, identischen Eigenschaften zu erkennen. Gefälschte Halsketten in unterschiedlichen Ausführungen tragen oft nur die Angabe "14K", was in der BRD keine nach dem Feingehaltsgesetz zugelassene Feingehaltsangabe darstellt - verlassen Sie sich bei einer ausschliesslichen Karatangabe nicht auf diese. Es kann sich zwar um Echtschmuck handeln, der aus Drittländern ohne die vorgeschriebene Nachpunzierung in die BRD verbracht wurde - oder eben um ein wertloses Falschgold-Schmuckstück aus Tombak. Weiter wird jedwedes Objekt gefälscht, welches sich fälschen lässt, wie z.B. Falschgold- Barren, Collier, Ketten-Anhänger etc.. . Autobahngold-Schmuck wird in deutschsprachigen Ländern umgangssprachlich auch mit "Blender", "BlingBling", "Fake", "Imitat", "Urlaubsschmuck", "Auslagenschmuck", "Strandgold", "Balkangold", "Rumänenblech", "Falschgold", "Jaufengold" usw. bezeichnet. Seit Anfang des 20.Jhd hat sich auch das französische Wort "Bijouterie" u.a. auch in der Schweiz und Österreich für Unternehmen eingebürgert, welche Modeschmuck anfertigen, obgleich das Wort in seiner strengen französischen Bedeutung eigentlich "Goldschmied" bzw. "Juwelier" bedeutet. Der korrekte französische Begriff für unechten Schmuck wäre aber richtig "faux bijoux". Im amerikanisch-englischen Sprachgebrauch heisst Falschgold "fake gold" (und nicht "Highway-Gold" ;-) ). Dort werden gefälschte Schmuckstücke aus unedlen Metallen im allgemeinen "sham jewellry" genannt.
Da die Erkennung von Falschgold-Schmuckstücken für den Laien in der Regel sehr schwierig ist, haben wir auf den folgenden Seiten eine kleine Anleitung erstellt, wie man auch als "Nichtfachmann" derartige Fälschungen erkennt und was man unternehmen kann, wenn man bereits ein solches Stück für teures Geld erworben hat und sich ergo zu den Betrogenen zählen muss. |
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